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Regina Berlinghof

Mirjam. Maria Magdalena und Jesus - Roman

Rezensionen zu Mirjam:

  

zur Lesung in Frankfurt am Main im Nebbienschen Gartenhaus, veranstaltet vom Frankfurter Künstlerclub am 7. 3.1999

 

Frankfurter Rundschau, 11.3.1999:

 

" Eine Schlüsselszene des Romans ist die, in der Jeschua und Mirjam ihre Sexualität spirituell erleben und erkennen, daß Gott sich auch im Akt der körperlichen Liebe offenbart."

 

"Körperliche Liebe als göttliche Offenbarung

In Regina Berlinghofs Roman "Mirjam" sind Jesus Christus und Maria Magdalena ein Paar

Von Martin Hampel

Ein Roman, in dem Jesus Christus ein sexuelles Verhältnis mit Maria Magdalena unterstellt wird, dazu brasilianische Rhythmen - die Besucher im Nebbienschen Gartenhaus freuten sich über einen aufregenden Sonntagvormittag. Der Frankfurter Künstlerclub hatte zu einer Lesung der Autorin Regina Berlinghof eingeladen. Cid de Freitas (Percussion) und Tavinho Tavares (Gitarre und Gesang) spielten in den Lesepausen südamerikanische Klänge.

 

Jesus mit Schwächen

Berlinghof, die ihre Kindheit in Frankfurt verbracht und an der Goethe-Universität Jura studiert hat, las Auszüge aus ihrem Roman "Mirjam. Maria Magdalena und Jesus". Der ist die Geschichte der Beziehung zwischen Jesus Christus und Maria Magdalena, im Buch nach ihren hebräischen Namen Jeschua und Mirjam genannt. Die Auszüge, die die Autorin vorlas, zeichneten jene Charakterzüge der Protagonisten, die die Bibel den Lesern oft vorenthält: menschlich, emotional, mit individuellen Stärken und Schwächen. Dabei verzichtet Berlinghof auf den Anspruch, die Bibel neu zu interpretieren: "Das Buch ist kein Bibelersatz, sondern lediglich ein Roman", sagte die 51jährige Autorin nach der Lesung.

Eine Schlüsselszene des Romans ist die, in der Jeschua und Mirjam ihre Sexualität spirituell erleben und erkennen, daß Gott sich auch im Akt der körperlichen Liebe offenbart. Ein ähnliches Erlebnis mit einem Freund in Ägypten hatte Regina Berlinghof zur Literatur geführt. Seit 1977 schreibt die gebürtige Freiburgerin Satiren, Gedichte und Erzählungen. "Mirjam" ist ihr erster Roman.

Die Liebesszene zwischen Mirjam und Jeschua nahm einen großen Teil der Lesung ein: die Leibfeindlichkeit der "christlichen" Religion ist ein zentraler Aspekt des Romans; die Autorin setzt ihr Konzept von spiritueller Erfahrung in der Sexualität dagegen. "Seit ich dich wirklich liebe, liebe ich auch wahrhaft Gott", sagt Berlinghofs Jesus: "Es war, als höbe die Liebe eine Trennung von Leib und Geist auf."

Berlinghof räumt der göttlichen Offenbarung in der Sexualität viel Platz ein und greift dabei häufig auf Stereotypen zurück, auf "Wellen", die durch die Körper fahren, auf die "endlose" Zeit, die der Akt subjektiv in Anspruch nimmt. Solche bekannten Bilder auf so viel Raum lassen den Leser die Brisanz der Szene vergessen: die schlichte Tatsache, daß Jesus mit Maria Magdalena Sex hat und dadurch seine Auffassung von Gott neu definieren muß. Die menschlichen Eigenschaften, die die Charaktere in den vorangegangenen Abschnitten zu Individuen werden lassen, verflüchtigen sich unter der Beschreibung des "spirituellen" Aktes.

 

Plastische Charaktere

Sehr viel individueller und plastischer erscheinen die Protagonisten in den anderen Auszügen, die Berlinghof las. Marias Sorge, daß ihr Sohn Jesus im reifen Alter noch nicht unter der Haube ist; Mirjam, der ihre Ehe mit Jehuda nicht die Freiheiten läßt, die sie braucht, um sich zu bilden und zu verstehen; schließlich Jeschua, der sich in einer Sinnkrise beschwert, daß alle immer nur Wunder von ihm erwarten, ohne den eigentlichen, unspektakulären Zweck seiner Mission zu verstehen. Berlinghof weist die Leser auf die alltäglichen Sorgen und Probleme der biblischen Charaktere hin: den Wunsch nach Selbstverwirklichung und den Druck, den Erwartungen anderer gerecht zu werden. .

"Mirjam. Maria Magdalena und Jesus" von Regina Berlinghof ist im Verlag Dietmar Klotz erschienen; das Buch kostet 48 Mark."

 

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Stand: Dezember 2001