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Dienstag, 14.8.2007Eine Dichtung mit viel SymbolikVon Anette KindelbacherFriedrichsdorf. ... Auf persischen Teppichen sitzend, bei Tee und Gebäck, lauschen die Gäste dem Vortrag von Regina Berlinghof über die persische Dichtung des Mittelalters. Als Inhaberin des Yin Yang Media-Verlages in Kelkheim versucht Regina Berlinghof nebenberuflich, die orientalischen Dichter dem deutschen Lesepublikum zugänglich zu machen. Die Referentin ist selbst freie Schriftstellerin und hat ihre Leidenschaft zur orientalischen Dichtung über eine spirituelle Erfahrung gefunden. „Das klingt viel zu hochtrabend“, meint Regina Berlinghof, „diese Einheitserfahrung, mit allem verbunden zu sein, solche Erlebnisse sind mir dann in der orientalischen Literatur wieder begegnet und haben mein Interesse geweckt.“ „Die persische Literatur führt heute immer noch ein Schattendasein“, erklärt Berlinghof. „Selbst Goethe konnte mit seiner Sammlung ,West-Östlicher Diwan‘ nur einen kleinen Leserkreis erreichen. Die Erstausgaben des Diwans waren noch um 1900 vorrätig.“ Goethe las in Übersetzungen die persischen Dichter des Mittelalters und war sehr inspiriert, ließ Ideen der Dichter in sein Spätwerk mit einfließen. Berlinghof behandelte in ihrem Vortrag die mittelalterliche Dichtung des 10. bis 15. Jahrhunderts. In diesem Zeitraum nach der Eroberung und Islamisierung durch die Araber entwickelte sich die dritte kulturelle Hochblüte Persiens. Persisch avancierte zur Sprache des Hofs und der Gelehrten. Die Perser wählten sieben ihrer größten Dichter aus und nannten sie das „Siebengestirn“, in Anlehnung an die sieben sichtbaren Sterne der Plejaden. Zu ihnen gehörten die Dichter Ferdusi, Enweri, Nisami, Dschelal-eddin Rumi, Saadi, Hafis und Dschami. Der Dichter Hafis gilt bis heute als der größte der persischen Dichter. Goethe bezeichnete ihn als geistigen Zwillingsbruder. Hafis schaffte es selbst, den Liebesschmerz in eine Sprache der Heiterkeit zu fassen. Seine Werksammlung war oft das einzige Buch – außer dem Koran – in den Häusern der Menschen. Die persische Dichtung arbeite stark mit Symbolen, die viele Deutungen zuließen. Dabei gehe es den Dichtern darum, Gott in sich selbst zu erkennen und sich mit dem Geist der Liebe von allen Zwängen zu befreien. Themen der Dichtungen seien unter anderem die religiöse Heuchelei. So dichtet der Universalgelehrte Omar Khayyam: „Es scheint mir klüger, edlen Wein zu trinken und hübschen Mädchen um die Brust zu fassen, als heuchlerisch ein Tugendbold zu sein. Wenn wirklich alle Trinker und Verliebten zur Hölle müssen, wie es geschrieben steht, ist dann ein Mensch zu finden, der Lust hat, einsam ins öde Paradies zu ziehen?“ (anki) |
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