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Freitag, 12.05.2006Ein indisches Fest der SinneVon Anne ZegelmanMünster.In der Luft liegt ein betörender Duft von Curry und fremdartigen Gewürzen. Pakora heißen die frittierten Gemüsestücke, und Usha Gabel-Singh hat die indische Spezialität wahlweise mit oder ohne Chili zubereitet. Regina Berlinghof präsentiert im Kulturbahnhof ihr neues Buch «Mirabai – Liebesnärrin». Doch die Kelkheimer Autorin und Verlegerin liest nicht einfach nur vor. Sie inszeniert die Vorstellung des Gedichtbandes wie ein indisches Märchen, das alle Sinne anspricht: Bunte, reich bestickte Tücher liegen auf den Stühlen der Vorlesenden, und die indische Musikerin Mohani Heitel spielt auf der Tanpura (ein indisches Saiteninstrument) und singt dazu die Verse des Gedichtbuches. Damit die rund 40 Gäste Indien nicht nur sehen und hören, sondern auch schmecken können, hat Usha Gabel-Singh die leckere Gemüsespezialität Pakora mitgebracht. «Ich bin nur eine Liebesnärrin», so beschreibt die indische Rajputenprinzessin Mira sich selbst. In ihren zart erotisch gefärbten Versen drückt sie ihre große Sehnsucht nach Krishna aus, den sie als ihren wahren Ehemann bezeichnet. Obwohl sie ursprünglich Mira hieß, ging sie als «Mirabai» in die Weltliteratur ein. «,Bei' ist eine Ehrenbezeichnung, doch im Lauf der Jahre wurden die beiden Worte zusammengezogen», erklärt Regina Berlinghof. Mit «Mirabai – Liebesnärrin» legt die Autorin die erste deutsche Übersetzung der indischen Liebeslieder aus dem 16. Jahrhundert vor. «Auf die Idee kam ich, als ich 2001 einen Vortrag in Frankfurt gehört habe, in dem es um die Macht der Religion und die Kraft von Frauen ging», erzählt die Autorin, die in ihrem Verlag «YinYang» spirituelle Literatur verlegt. «In diesem Vortrag wurde auch die Liebesdichtung der Mirabai erwähnt. Und hat mich seitdem nicht mehr losgelassen.» Mehr durch Zufall lernte Regina Berlinghof auf der Buchmesse Usha Gabel-Singh kennen und erzählte ihr von der Idee. «Das kann doch meine Tochter Shubhra machen, sie ist Indologin», schlug die Inderin spontan vor. Shubhra Parashar war so begeistert von der Idee, dass sie für die Arbeit kein Geld verlangte und die alten Verse von Radschastani übersetzte. Dabei stieß sie auf diverse Probleme. Viele der Nebennamen für Gott Krishna sind nicht übersetzt worden und finden sich samt Erklärung im detaillierten Anhang. «Wir haben den Schwerpunkt auf die Bedeutung gelegt, denn die Verse im Reimschema zu übersetzen ist kaum möglich», erklärt Berlinghof. Damit die Zuhörer trotzdem einen Eindruck der eigentümlichen Dichtart bekommen, liest Shubhra Parashar einige Verse im Original vor. Die Ärztin und Mantra-Sängerin Mohani Heitel begleitet die Lesung musikalisch. Ihre charakteristische Stimme füllt den Saal mit fremden, ungewohnten Klängen. «Den Text kann man ins Deutsche übersetzen, aber bei Musik geht das nicht», sagt Dr. Klaus Fischer in seiner Einführungsrede. Der Stadtverordnetenvorsteher freut sich, dass indische Weltliteratur in den Kulturbahnhof kommt. «Vielleicht entsteht daraus ja eine deutsch-indische Partnerschaft», hofft Fischer. |
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