zurück zur Homepage
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


zurück zur Homepage

zurück

LESERBRIEF AN DIE FAZ, abgedruckt am 29.9.2000
 

18. September 2000 
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Redaktion Leserbriefe

Yin und Yang mit Alpenklang - Robert Menasses Glosse zum Österreichgutachten der drei "Weisen" - FAZ vom 15.9.2000

Sehr geehrte Damen und Herren,
 

wer das YinYang Symbol mit statisch gefrorenen Augen betrachtet wie Robert Menasse, kommt leicht dazu, es als Nullsummenspiel darzustellen: als Symbol für ein beliebiges Ja nach allen Richtungen. Die Linken haben recht, die Rechten auch, das Gute steckt im Bösen, das Böse im Guten, alles ist, wie es ist. Was soll die ganze Aufregung, fragt der lauwarme Weise. "Müßte ich erklären, was 'Yin-Yang' ist, ich würde antworten: 'Lies den Weisenbericht über Österreich' schreibt Robert Menasse. Dabei verkennt er, daß das YinYang-Symbol nicht nur die Verschränkung der Gegensätze darstellt, sondern auch die Bewegung, die Wandlung, also das Element der Zeit integriert. Denn kein Augenblick bleibt, was er war. Aus Tag wird Nacht, aus Nacht Tag. Strom fließt vom positiven zum negativen Pol, und elektrische Felder wechseln sich mit magnetischen ab. Wir hüpfen auch nicht auf einem Bein, sondern gehen abwechseln mit dem linken und dem rechten. Der Weise achtet darauf, daß die Pendelbewegung zwischen links und rechts, Freiheit und Bindung, schwarz und licht usw. in Harmonie bleibt. Sozusagen im gleichmäßigen Oszillieren. Wenn das Pendel stark nach einer Seite ausschlägt, wird man mit einer Gegenreaktion rechnen müssen. 

Dieser stete Wechsel ist nicht als fatalistische Unabänderlichkeit zu sehen, sondern als Ausdruck des lebendigen Lebens in allen Dingen. Der große Vorteil des altchinesischen Symbols: die Dinge werden nicht verteufelt, sondern als natürlicher Prozeß begriffen, in den man durchaus eingreifen darf und muß - sei es durch Verhindern oder Verstärken einer Entwicklung. Chinesische Weise erkennen sogar im Paradox ein Hilfsmittel: Lao Tse sagte: Was du ausdehnen willst, muß du vorher zusammendrücken. was du zusammendrücken willst, muß du ausdehnen. Es ist das bewußte Einkalkulieren der Gegenreaktion, wie es bis in die Kampfsportarten praktiziert wird. Wir kennen es vom Prinzip der Impfung her. "Laß den Körper mäßig krank werden, dann aktiviert er seine Selbstheilungskräfte und wird immun."

Ein chinesischer Weise würde Jörg Haider nicht unbedingt mit Verboten bekämpfen und ihm damit als "Opfer" erst recht Zulauf verschaffen (siehe Eintritte in die NPD seit den Androhungen des Partei-Verbotes). Er würde vielleicht versuchen, Haider und seine rechte Bewegung an den konkreten politischen und wirtschaftlichen Problemen totlaufen zu lassen.

Als Verlegerin des YinYang Media Verlages liegt mir diese Klarstellung am Herzen.

Mit freundlichen Grüßen,
Regina Berlinghof

 

zurück
(c) Copyright Regina Berlinghof, eMail: mail@regina-berlinghof.de