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C H I N A
Endstation
Bambus-Gulag
Verschleppung, Schläge, Elektroschocks: Wie Anhänger der Sekte Falun Gong in chinesischen Arbeitslagern gequält werden Von Georg Blume
Die Polizisten auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking starrten die junge Frau an, und dann lächelten sie ungläubig. Es war ein Herbsttag 1999. Zhe Ping (*) war auf die Uniformierten zugekommen und hatte gefragt: "Wo ist hier das Beschwerdebüro?" Sie wollte der chinesischen Regierung klarmachen, dass ihr Meister Li Hongzhi, der in New York lebende Führer der buddhistisch-taoistischen Falun-Gong-Sekte, ein wunderbarer Mensch sei und kein Lügner. Im nächsten Augenblick sperrte man sie in den vergitterten Polizeibus, der auf dem großen Platz immer bereitsteht, um die Anhänger des Meisters - sollten sie sich durch Schilder, typische Meditationsübungen oder Anstalten zur Selbstverbrennung zu erkennen geben - aus den Augen von Touristen und Journalisten zu zerren. Seit dem Verbot der Falun-Gong-Sekte im Juli 1999 geht das so. Von den Festgenommenen hört man nie wieder - es sei denn, ihr Name erscheint später auf einer Liste von amnesty international. Amnesty und anderen Menschenrechtsorganisationen zufolge haben die chinesischen Strafverfolgungsbehörden in den vergangenen 20 Monaten über 10 000 Sektenanhänger in Lager gesteckt. Glaubt man Falun Gong selbst, sind es über 60 000. Mindestens 125 Menschen sollen im so genannten Behördengewahrsam ums Leben gekommen sein. Auch hier nennt die Sekte höhere Zahlen: mindestens 172 seien "unter Folter" gestorben. Die Zahl ihrer Anhänger beziffert Falun Gong auf 70 Millionen. Die Pekinger Regierung spricht dagegen von zwei Millionen. Zudem bestreitet sie, Mitglieder der Sekte würden gezielt misshandelt, meint aber doch, diese Menschen bedürften der "besonderen Hilfe durch Umerziehung im Arbeitslager". Dreizehn Monate lang - von November 1999 bis Dezember 2000 - wurde Zhe Ping, 24 Jahre alt, Berufsschülerin, diese Hilfe zuteil. Weshalb sie ihr zauberhaftes mandschurisches Lächeln dabei nicht verlor, bleibt dem Ungläubigen ein Geheimnis: "Ich bedanke mich im Namen aller Schüler des Meisters, dass Sie meine Geschichte anhören." Ein paar Tage nach ihrer Festnahme saß Zhe Ping im Zug von Peking nach Changchun, der Hauptstadt der mandschurischen Provinz Jilin. Zwölf weibliche Gefangene, an den Händen zusammengebunden, waren in ein Abteil gezwängt. Während der 20 Fahrtstunden wurde den Frauen absolutes Stillhalten auferlegt. "Ich schäme mich, aber wir alle saßen am Ende in unserem Urin." Die Brandwunden werden als abschreckendes Beispiel gezeigt Endstation "Schwarzer Mund" (Heizuizi). Hier, in einem südlichen Stadtteil von Changchun, befindet sich das "Frauenverwaltungsinstitut für Arbeit und Erziehung der Provinz Jilin". Von weitem unterscheidet sich der weiß verklinkerte fünfstöckige Bau mit den blauen Fensterscheiben kaum von den Firmengebäuden in der Umgebung, was nicht bedeutet, dass sein spezieller Zweck verborgen bliebe. "An der richtigen Linie des Erziehens, Bewegens und Rettens festhalten!" steht in großen roten Schriftzeichen auf der Front. Das scheint die in Sichtweite residierenden Bewohner des neu errichteten Luxuswohnkomplexes Perle von Changchun nicht zu stören. Sie können vom Wohnzimmer über Müllberge hinweg direkt aufs Arbeitslager schauen, das Grauen dort zumindest erahnen. In der Nähe des Frauenverwaltungsinstituts sind alle großen Hochschulen der Provinz untergebracht: Universität Jilin, Technische Universität, Medizinische Fakultät und dergleichen. Von der Erziehung zur Umerziehung ist es nur ein Katzensprung. Zhe Ping erinnert sich noch gut an das große schwarze, leicht verrostete Eisentor zwischen den weißen Betonsäulen. Draußen prangen orange-blaue Propagandaplakate mit Parolen wie: "Von Heldentaten lernen!" Und drinnen beginnen die Menschenrechtsverletzungen bereits am Tag der Ankunft. Neuankömmlinge werden zur Sprechstunde bei den Umerzieherinnen gerufen. Um deutlich zu machen, was Renitenten droht, liegen zwei Elektroschockstäbe auf dem Tisch. Dann beginnt der Unterricht. Die Falun-Gong-Anhänger sollen Texte vorlesen, die ihren Meister einen Verbrecher nennen. Sie werden gefragt, ob sie weiter an ihn glauben. Wer bejaht oder keine Antwort gibt, kommt ins nächste Zimmer. Hier bleiben die Folterinstrumente nicht mehr auf dem Tisch. "Mit dem Elektrostock suchen die Umerzieherinnen nach der sensibelsten Stelle des Häftlings." Das kann der Nacken sein oder der Mund oder das Geschlechtsteil der Frau. "An dieser Stelle lassen sie den Stock dann, bis eine Brandwunde entsteht." Meist währten die Qualen mit dem Stock für Zhe Ping eine halbe Stunde, andere Insassen aber mussten ihn länger erdulden: eine, manchmal zwei Stunden. Die hartnäckigsten Opfer, deren Körper von Brandwunden bedeckt waren, wurden den anderen Gefangenen als abschreckende Beispiele vorgeführt. Gelegentlich verlangten die Umerzieherinnen von Zhe Ping auch das Geständnis, sie habe in Peking unerlaubt die öffentliche Ordnung gestört. Denn andere Gesetzesbrüche werden den meisten Falun-Gong-Häftlingen nicht vorgeworfen. Es ist das besondere Wesen von Lagern wie dem Frauenverwaltungsinstitut: Sie haben mit dem Gesetz nichts zu tun. Zu ihnen führt kein Gerichtsurteil, sondern nur der willkürliche Beschluss einer Behörde. Mit dieser Regelung, die das kürzlich reformierte Rechtssystem Chinas bewusst umgeht, will die Kommunistische Partei ihre Möglichkeiten wahren, politische Gegner schnell und effektiv außer Gefecht zu setzen. Das funktionierte nach dem Massaker der Volksarmee auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989 genauso, als es darum ging, aufständische Studenten zum Schweigen zu bringen. Und es funktioniert heute im Kampf gegen die Falun-Gong-Anhänger. Der Staat kann jeden Bürger, den er für umerziehungsbedürftig hält, ohne Umstände bis zu drei Jahre in einem Lager verschwinden lassen. Die Menschenrechtskommissarin der Vereinten Nationen, Mary Robinson, forderte erst im Februar in Peking die Abschaffung des Lagerwesens. Denn: "Zwangsarbeit als Strafe verstößt gegen internationale Menschenrechtsprinzipien." Zhe Ping weiß, wovon Robinson redet. Sie hat es am eigenen Leib erfahren. Doch die meisten Chinesen schenken Geschichten wie ihrer keinen Glauben. Die Bürger von Heizuizi erzählen, den Frauen im Institut geschehe kein Leid. Die Häftlinge würden dort nähen und den Garten bestellen. Es ginge ihnen weit besser als jedem Gefängnisinsassen - da es sich um eine Frauenanstalt handele. Männer hätten ganz anderes auszuhalten. Die Propaganda der Partei verharmlost vollends: "Wir behandeln die Menschen in den Lagern wie Lehrer ihre Schüler, wie Ärzte ihre Patienten, wie Eltern ihre Kinder." So sagte es Chinas Beauftragter für die Sektenbekämpfung, Liu Jing, im Februar auf die Kritik von Robinson. Dass Anhänger der Falun-Gong-Sekte in Lager gesteckt werden, ist mittlerweile auch im Westen bekannt. Was in ihnen vor sich geht, davon drang bisher wenig nach außen. Für die Opfer ist es ein weiterer Schock zu erfahren, dass niemand von ihrem Leiden weiß. Wir fanden sie mithilfe westlicher Menschenrechtsorganisationen, die selber nicht der Sekte nahe stehen. Die Frauen schildern die Schrecken der Lager zögerlich. Da die Umerziehungsstätten für Journalisten unzugänglich sind, besteht keine Möglichkeit, die Berichte unabhängig zu überprüfen. Li Huang, eine 50-jährige Industriearbeiterin, teilte acht Monate und fünfzehn Tage lang das Lagerleben mit Zhe Ping. Li Huang ist arbeitslos, Nordchinesin und ehemaliges Parteimitglied. Die meisten Falun-Gong-Anhänger sind weiblich und mittleren Alters. Wie viele Sektenmitglieder war Li Huang eine vorbildliche Kommunistin - bis der soziale Abstieg kam. Dann begannen die wirtschaftlichen Probleme. Die Mandschurei, die der "Große Vorsitzende" Mao Tse-tung seinerzeit zur wichtigsten Industrieregion der Volksrepublik ausbauen lassen wollte, verwandelte sich im Zuge der marktwirtschaftlichen Reformen unter Deng Xiaoping in das zurück, was sie in der langen chinesischen Geschichte immer war: ein graues, kaltes Hinterland, bewohnt von einem hoch gewachsenen, starrköpfigen Menschenschlag. Dieser dient heute dem Meister der Falun-Gong-Sekte mit der gleichen Leidenschaft, die er einst Mao entgegenbrachte. Li Huang zögerte nicht, als Sektenchef Li Hongzhi die öffentliche Meditation auf dem Platz des Himmlischen Friedens für besonders wirkungsvoll und überhaupt den Protest in der symbolischen Mitte Chinas zum Weg zu einem guten Karma erklärte. Sie bereut nichts, was sie für den Meister auf sich nimmt. Ihre Geschichte zeigt: Folter ist in China nicht nur Exzess unbeaufsichtigter Provinzpolizisten - es wird auch in unmittelbarer Nähe des Pekinger Kaiserpalastes gefoltert. Li Huang berichtet, dass sie schon auf der Polizeistation nahe dem Platz des Himmlischen Friedens mit beiden Händen an einen Balken gebunden, aufgehängt und geschlagen wurde, bis sie endlich sagte, woher sie stammt. Und sie musste die Torturen anderer einen Tag lang mit ansehen. Für den Meister hat Li Huang alles aufgegeben: die Eltern, die sie pflegte, den Ehemann, der zu ihr hielt, obwohl er ihren Glauben nicht teilte, den einzigen Sohn, der seit der Festnahme der Mutter nicht mehr zur Schule darf. Die Parteipropaganda behauptet, Falun Gong zerstöre Familien und Gesellschaft. Dabei verstärken die Behörden selbst diesen Prozess, indem sie die Angehörigen mitbestrafen. Li Huangs Ehemann wurde der Lohn gestrichen. Woanders räumen Nachbarschaftskomitees die Wohnungen der Opfer leer. Bauernfamilien wird das letzte Getreide genommen. In der Lagerhierarchie bilden die Falun-Gong-Anhänger nach eigenem Bekunden die unterste Kaste. Die Leiterin einer Umerziehungsbrigade, die im Lager von Heizuizi tätig ist, behauptet das Gegenteil: Man nehme vielmehr Rücksicht auf die Gläubigen, lege sie nicht mit gewöhnlichen Häftlingen zusammen und gebe ihnen gesonderten Unterricht - zum Beispiel mit Videofilmen über Falun-Gong-Anhänger, die ihren Glauben aufgegeben haben. Li Huang und Zhe Ping erklären, nur ein Mal einen Videofilm gesehen, also "normalen Unterricht" erhalten zu haben. Sonst seien sie immer nur geprügelt worden. Papiervögel falten, 18 Stunden am Tag Anderen Sektenmitgliedern widerfuhr weit Schlimmeres als ihnen. Kardinalstrafe ist das "Leichenbett" für die Widerspenstigen. Wie für die Dozentin von der Rechtsuniversität in Peking, die erst aufgab, nachdem sie 18 Tage lang an Händen, Beinen und Haaren auf ein Bett gefesselt war, wo sie bewegungslos ruhen musste - in ihren Exkrementen. Jeder Häftling, der es wagte, ins Zimmer zu blicken, wurde bestraft. Als die übrigen Falun-Gong-Anhänger in Hungerstreik traten, erhöhte man die Strafe für die Juristin. Den Hungerstreikenden wurden die Zähne eingedrückt, um sie zum Essen zu zwingen. Wang Wuqing ist das nicht mehr anzusehen. Sie war inzwischen beim Zahnarzt. Die 35-jährige ehemalige Verwaltungsangestellte - tadellos geschminkt, Dauerwelle - stieß wie ihre Lagerkolleginnen Li Huang und Zhe Ping über Buch und Film auf den Meister. Nach seinem ersten öffentlichen Auftritt vor Publikum im Mai 1992 wurde Li Hongzhi durch seine Meditationsübungen bekannt, für die er seinen Anhängern ein imaginäres "Gebotsrad" (falun) - es hat die Form eines umgekehrten Hakenkreuzes - und einen "Energiemechanismus" (qili) in den Körper einsetzt. Dadurch entstehe eine unzertrennliche Bindung zwischen Meister und Schüler. Bald konnte sich Li Hongzhi nicht mehr persönlich um jeden Anhänger kümmern. Darum schrieb er Bücher, welche die "Grundsätze der Kultivation auf höherer Ebene" predigten. In mehreren Werken entstand das "einzige und alleinige Buddha-Gebot, das das Rätsel des Kosmos, von Zeit und Raum und des menschlichen Körpers voll und ganz lösen kann". Hier entwirft Li "eine richtige Trennungslinie zwischen Gutem und Bösem, zwischen Richtigem und Falschem". Wer ihr folgt, soll übernatürliche Kräfte entwickeln, die auch von Krankheiten erlösen. Das Leben sei nur eine Strafe für zuvor auf einer höheren Ebene des Kosmos begangene Sünden. Diese höhere Ebene wieder zu erreichen, dazu will der Meister die Menschen befähigen. Es gelte, "alle Absurditäten auszumerzen" - zum Beispiel auch die Homosexualität. Neben irdischen Gesundungs- und himmlischen Erlösungsfantasien werden daher immer auch apokalyptische Vernichtungsvisionen bedient. "Wisst ihr, warum es in der Welt Kriege und Katastrophen gibt?", fragt der Meister, der sich, vorgeblich zum Schutz seiner Anhänger, 1998 in die Vereinigten Staaten absetzte. "Weil die Menschen böse Kräfte besitzen." Seine Anhängerin Wang Wuqing ist süchtig nach solchen Worten: "Wie schön wäre die Welt, wenn alle Menschen sich nach den Regeln des Meisters richten würden." Ihm dankt sie es, dass sie in fünf Jahren nicht krank wurde und elf Monate in Heizuizi "mit nur einer leichten Erkältung" durchstand. Im Lager besitzen die Häftlinge nur ihre Unterwäsche. Alle zwei Wochen dürfen sie sie waschen. Doch in Wangs Zelle mit zwölf Frauen war kein Platz zum Trocknen. Daher mussten die Frauen ihre Wäsche nass wieder anziehen - und trugen im mandschurischen Winter tagelang feuchte Lappen am Leib. Dazu kam die Folter durch Arbeit. "Jeden Tag acht Stunden arbeiten", stand auf einem Zettel an der Wand. In Wirklichkeit arbeiteten die eingesperrten Frauen von morgens um vier bis nachts um zehn - also 18 Stunden am Tag. Meist falteten sie Papiervögel, manchmal Blätter für eine Druckerei. Immer saßen sie zu zwölft auf dem nackten Betonfußboden. "Es war nicht zu ertragen", gesteht Wang Wuqing ein, "deshalb ließen wir uns umerziehen." Der Partisan des Meisters will es mit Peking aufnehmen Wer widerruft, kommt jedoch nicht automatisch in Freiheit. Ein differenziertes Strafpunktesystem verlängert den Aufenthalt im Institut. Ein Punkt bedeutet einen Tag Haft. Falun-Gong-Anhänger, die in der typischen Meditationshaltung erwischt werden, bekommen 50 Strafpunkte. Ebenso, wer beim Lesen von Lis Büchern ertappt wird. Als Wang Wuqing gerade erst im Lager angekommen war, erzählte sie dem Kind einer Umerzieherin, Falun-Gong-Anhänger seien keine schlechten Menschen: 20 Strafpunkte. Trotzdem kamen Wang Wuqing, Li Huang und Zhe Ping eines Tages frei - und sind seither untergetaucht. Tagsüber begegnet man ihnen nicht, abends erst legen sie Hut und Sonnenbrille ab - wenn sie sich in Sicherheit wähnen. Li Huang schrieb nach der Entlassung postwendend einen Brief an ihre Umerzieherinnen, in dem sie alle Widerrufe zurücknahm. Heute steht sie wieder auf der Fahndungsliste - nicht nur die Polizei, auch die eigene Familie ist angehalten, sie aufzustöbern. Falun Gong lebt im Untergrund fort - mit Männern wie Hong Tau an der Spitze. Er bietet den drei Frauen Schutz und Unterkunft und lässt sie vor anderen Anhängern sprechen - auf dass ihr Märtyrertum die Botschaft des Meisters noch eindringlicher mache. Einer wie Hong Tau lässt sich nicht auf dem Platz des Himmlischen Friedens erwischen. Dorthin schickt er die duldsamen Sekten-Soldaten - direkt in die Hände der Polizei. Er ist Vordenker, ein arbeitsloser Architekt, der endlich eine Aufgabe gefunden hat. Knapp analysiert er: "So wie die Kuomintang einst mit den Kommunisten umging, gehen die Kommunisten heute mit uns um." Er ist ganz der Partisan, der es mit Peking aufnehmen will. Hong Tau selbst war dreimal in Polizeigewahrsam. Dreimal redete er sich heraus. Dabei droht Leuten wie ihm nicht das Lager, sondern ein Prozess wegen Gefährdung der Staatssicherheit, der mit einer hohen Gefängnisstrafe enden kann. Hunderte führender Falun-Gong-Mitglieder sitzen bereits hinter Schloss und Riegel. Das chinesische System hat Angst vor Falun Gong. Zu Recht. Ihre Organisations- und Mobilisierungsfähigkeit unterscheidet die Sekte von anderen so genannten neuen Religionen. Im April vor zwei Jahren demonstrierten unerwartet Zehntausende vor den roten Mauern des Pekinger Regierungsviertels gegen die Kritik eines Wissenschaftlers an Meister Li Hongzhi. Es war der größte Protest seit den Studentendemonstrationen von 1989. Seither gilt die Sekte als Staatsfeind. Aber auch Falun Gong ist nicht unschuldig. Die chinesische Regierung führt eine Totenliste: 1660 Menschen soll die Sekte in den Tod getrieben haben. 239 Selbstmorde von Sektenanhängern soll es gegeben haben; die anderen sollen krank gewesen sein, wegen der Theorien ihres Meisters hätten sie keine Medikamente genommen und seien gestorben. Nichts deutet darauf hin, dass die Anschuldigungen erfunden sind. Verfolgung und Folter aber sind eine barbarische Antwort. Wenn die Pekinger Führung jenen neuen Religionen, die überall aufblühen, nichts entgegenzusetzen hat als brutale Unterdrückung, dann drohten dem Land bürgerkriegsähnliche Zustände. (*)
Alle Namen von Sektenanhängern in China wurden von der Redaktion geändert
(c)
DIE ZEIT 16/2001
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