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RIED ECHO vom 23. März 2004 vom 23. März 2004
Bericht von der Lesung während der Riedbuchmesse in Stockstadt am 20.3.2004

Liebe, Literatur und Quantenphysik
Buchmesse: „Schrödingers Katharina“ bietet Romantik, interessante Dialoge und unerwartete Geschehnisse in der Wüste



STOCKSTADT. Gern gibt man Autoren den Rat, über das zu schreiben, was sie gut kennen. Die Schriftstellerin Regina Berlinghof hat das beherzigt: Sie schrieb über eine Schriftstellerin. Und zwar eine, die im selben Dilemma steckt wie sie selbst. Arbeitet sie an ihrem Buch, hat sie ein schlechtes Gewissen, weil sie in dieser Zeit besser Geld verdienen sollte – tut sie aber das, so hat sie ein schlechtes Gefühl, weil sie lieber an ihrem Buch arbeiten würde. Zu was für dramatischen Verwicklungen das führen kann, erfuhren am Samstag die Besucher von Berlinghofs Lesung bei der Buchmesse im Ried.

Katharina Jukulli, Helden von Berlinghofs Roman „Schrödingers Katharina“ findet einen ungewöhnlichen Ausweg: Sie entführt den von ihr ausersehenen Verleger in die Wüste von Nevada, um dort in seinem Beisein an ihrem Buch zu arbeiten. Wenn das publik wird, so kalkuliert sie, wird der Medienrummel automatisch einen Bestseller aus ihrem Buch machen. Kommt sie aber ins Gefängnis, so hat sie dort jedenfalls Kost und Logis sowie viel Ruhe zum Schreiben, und der Bestseller ist immer noch drin.

Als Prolog erfährt der Leser, wie die Autorin ihr Vorhaben sogar brieflich dem Verleger ankündigt, aber nicht ernst genommen wird. Dann kommt die Zeitungsmeldung: „Nürnberger Verleger in Kalifornien verschwunden“. Die Hauptgeschichte wird durch wechselnde Tagebucheinträge des Verlegers und der Autorin erzählt, die nun in der Wüste zusammen sind und sich zwangsläufig besser kennen lernen. Ganz im Sinne der Entführerin, denn allmählich zeigt sich, dass der angestrebte Bestseller nicht das Hauptmotiv der frustrierten Autorin war: Es ist Romantik im Spiel.

Bei den Zuhörerinnen, die sich in der Altrheinhalle aus dem Buch vorlesen ließen, kam die an Überraschungen reiche Geschichte gut an. Das im Yin Yang Media Verlag erschienene Buch ist als „spannender Roman um Liebe, Literatur und Quantenphysik“ untertitelt. Quantenphysik? Die Welt der allerkleinsten Teilchen, die sich auch als Wellen deuten lassen und so zu erstaunlichen Effekten führen, soll zur Handlung im Buch der Katharina Jukulli gehören, und sie gehört auch zum Buch der Katharina Berlinghof. So können darin unversehens auch Figuren wie Lao Tse, Albert Einstein oder ein Drache auftauchen.

So erklärt sich der Titel „Schrödingers Katharina“: Erwin Schrödinger war einer der wichtigsten Quantenphysiker, und bekannt ist ein Gedankenexperiment um „Schrödingers Katze“, die in einem Kasten gefangen ist. Katharina ist in einer selbst gewählten Gefangenschaft mit ihrer Geisel, und dass es auch in diesem Roman um ein Gedankenexperiment geht, erfährt der Leser ganz zum Schluss, nach vielen interessanten Dialogen und unerwarteten Geschehnissen in der Wüste.

Regina Berlinghof, die lebendig und kurzweilig aus ihrem Buch vorlas, wurde 1947 in Freiburg geboren. Sie lebte lange in Frankfurt und arbeitet nun als Schriftstellerin in Kelkheim. Zu ihren Werken gehört neben Kurzgeschichten, Übersetzungen und „Schrödingers Katharina“ auch der Roman „Mirjam“ um die fiktive Liebesbeziehung zwischen Jesus und Maria Magdalena.

gra
23.3.2004
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