Offener Brief

an den Börsenverein für den Deutschen Buchhandel

und die Ausstellungs- und Messe GmbH

 

 

Sehr geehrter Herr Schormann, sehr geehrter Herr Neumann,

 

ich schreibe Ihnen als jemand, der im letzten Jahr von der Messeleitung als Verleger mit einer Torte bedacht wurde: 25 Jahre ohne Unterbrechung in Frankfurt mit dem Lamuv Verlag.

 

Ich bin aber auch Geschäftsführer der GVA, der Gemeinsamen Verlagsauslieferung Göttingen, die vor gut sieben Jahren gegründet wurde und mittlerweile 96 Verlage betreut, für die die Messe einen hohen Stellenwert hat, zumal es sich durchweg um kleinere, aber auch sehr viele ausländische Verlage handelt, die die Messe nutzen, um sich auf dem Markt hierzulande mit ihrem Programm vorzustellen. Verlage, denen es gelingt, auch durch die Messe zunehmend an Boden zu gewinnen. Der eine oder andere hat überlegt, sich auf der Messe 2003 stärker zu präsentieren. Und jetzt kommt der Preishammer, völlig unvorbereitet. (Warum hat das „börsenblatt“ darüber nicht berichtet? Warum wurden die Anmeldeunterlagen so spät verschickt? Manchen Verlagen, die in den Vorjahren an der Messe teilgenommen haben, liegen sie immer noch nicht vor!)

 

Fakt ist: Die kleinen Verlage sollen jetzt die Zeche zahlen! Sie bekommen eine Preiserhöhung von 55 Prozent aufgebrummt (Standmöblierung inklusive, die die meisten nicht wollen). Die großen Verlage, die mehr Planungssicherheit haben und folglich eher auf drei Jahre buchen können, müssen mit maximal 14,9 Prozent, bei einer Buchung für drei Jahre mit 9,3 Prozent Kostensteigerung kalkulieren. Das steht in keinem Verhältnis. Und das muss eigentlich nicht kommentiert werden.

 

Die Zahlen sprechen für sich. Die Messe nimmt – mit Gewalt – Abschied von der Vielfalt. Sie legt keinen Wert mehr auf die kleinen Verlage, die sich nicht rechnen, deren Stände, das gebe ich gerne zu, jahrzehntelang subventioniert wurden. Die Messe will sich nun – offensichtlich ganz bewusst – ein anderes Gesicht geben, ohne die vielen Kleinen, das Salz in der Suppe.

 

Ich bin nicht der Sprecher der kleineren Verlage auf der Messe. Aber ich darf schon jetzt für viele Verlage mein Wort einlegen, die die GVA als Verlagsauslieferung betreut.

 

Wir können verstehen, dass Preiserhöhungen notwendig sind. Wir akzeptieren aber nicht, dass gerade die Schwächsten sie tragen sollen, und das in einer Weise, die ihresgleichen sucht. Das ist einmaliger Vorgang, kulturpolitisch ein Skandal.

 

Wir erwarten eine lineare Erhöhung der Standmieten, die alle gleich trifft, auch die großen Verlage.

 

Wir werden uns nicht zur Messe anmelden, solange es in diesem Punkt keine entsprechenden Korrekturen gibt.

 

Sollte es diese Korrekturen nicht geben, werden wir uns überlegen müssen, ob die Messe in diesem Jahr ohne uns stattfindet, zum anderen, ob wir weiterhin Mitglied im Börsenverein sein sollten.

 

Wir werden breit mobilisieren. Wir werden nicht nur die Aussteller der Vorjahre ansprechen, auch Autoren, die Presse, Politiker und natürlich die Buchhandlungen ... Wir werden uns zu wehren wissen und sind uns schon jetzt sehr großer Unterstützung gewiss.

 

Ich denke, vieles steht auf dem Spiel: die Zukunft der Messe, aber auch des Börsenvereins. Hier werden Weichen gestellt, aber an dieser Weichenstellung werde ich mich beteiligen und sehr viele andere auch.

 

Ich fordere Sie zur Umkehr auf, zur Umkehr in eine gemeinsame Zukunft.

 

Die Mehrheit der Mitglieder des Börsenvereins dürfen wohl vom Umsatz her gesehen eher als klein bezeichnet werden. Wenn jetzt die kleinen Verlage nicht mehr die Unterstützung des Börsenvereins erhalten wie bisher, werden die kleinen Buchhandlungen wahrscheinlich die nächsten sein.

 

Ich fürchte, wenn Sie an Ihrem jetzigen Kurs festhalten, werden Sie Geschichte schreiben. Keine positive.

 

Diese Woche findet die Leipziger Buchmesse statt, eine gute Gelegenheit, auch für die Frankfurter Buchmesse zu werben – allerdings nicht so, wie Sie es sich vorstellen.

 

Ich würde mich freuen, wenn wir wieder zusammenkommen.

 

Mit besten Grüßen

Karl-Klaus Rabe

 

(Geschäftsführer der Lamuv Verlag GmbH

und der GVA Gemeinsame Verlagsauslieferung Göttingen GmbH & Co. KG)

 

 

Telefon: 0551-4883007 (Durchwahl)

Telefax: 0551-41392

E-Mail: rabe@lamuv.de oder rabe@gva-verlage.de