Ist die Frankfurter Buchmesse noch zu retten?
Im letzten Jahr haben 334 deutsche Verlage nicht mehr an der Frankfurter Buchmesse teilgenommen, ein Rückgang von fast 15 Prozent. Sie konnten es sich nicht mehr leisten.
In diesem Jahr will die Ausstellungs- und Messe GmbH, die die Frankfurter Buchmesse im Oktober veranstaltet, ihre Standgebühren für kleine Verlage um 55 Prozent erhöhen. Kleiner Trost: im Preis inbegriffen ein Aschenbecher, ein Papierkorb, ein Tisch (70 x 70 cm) und zwei Stühle sowie zwei Strahler (ob der Verlag sie haben will oder nicht).
Die größeren Verlage, nutzen sie das neue Angebot, gleich für drei Jahre zu buchen (ohne zu wissen, wie hoch die Preissteigerungen in den nächsten Jahren sein werden), müssen demgegenüber 2003 nur 9,3 Prozent Mehrkosten einkalkulieren (obwohl: auch das ist happig). Sie können jedoch – das war schon im letzten Jahr so – ihre Ausstellungsfläche entsprechend reduzieren, sich eher auf die Preissteigerungen einstellen. Ob man nun 20 oder nur 18 Quadratmeter (oder nur 180 statt 200) bucht, wird dem Besucher der Messe nicht auffallen. Diese Verlage sind nicht weniger präsent. Und zahlen unterm Strich genauso viel wie im letzten Jahr.
Ganz anders die kleinen Verlage: Sie stehen vor der Frage, ob sie sich überhaupt noch eine Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse leisten können. Wer in diesen Zeiten, wo es dem gesamten Gewerbe – Buchhandel und Verlage – nicht gerade rosig geht, 55 Prozent mehr zahlen soll als 2002, der wird sich das dreimal überlegen müssen.
Dabei hat die Frankfurter Buchmesse gerade für kleinere Verlage einen hohen Stellenwert. Sie wollen und können die Messe nutzen. Hier besitzen sie die Möglichkeit, ihr Programm einem breiten Publikum zu präsentieren. Und dadurch eröffnen sich neue Chancen.
Diese Chancen werden vielen von ihnen jetzt geraubt. Preiserhöhungen von 55 Prozent sind unverhältnismäßig.
Die Messe nimmt – mit Gewalt – Abschied von der Vielfalt. Sie legt keinen Wert mehr auf die kleinen Verlage, die sich nicht rechnen, deren Stände, das geben wir gerne zu, jahrzehntelang subventioniert wurden, aus gutem Grund. Die Messe will sich nun – offensichtlich ganz bewusst – ein anderes Gesicht geben, ohne die vielen Kleinen, das Salz in der Suppe.
Wir können verstehen, dass Preiserhöhungen notwendig sind. Wir akzeptieren aber nicht, dass vor allem die Schwächsten in der Verlagsbranche sie tragen sollen, und das in einer Weise, die ihresgleichen sucht. Das ist einmaliger Vorgang, kulturpolitisch ein Skandal.
Wir, die kleineren Verlage, die Independents, werden uns nicht zur Messe anmelden, solange es in diesem Punkt keine entsprechenden Korrekturen gibt.
Sollte es diese Korrekturen in der Preisgestaltung der Ausstellungs- und Messe GmbH nicht geben, werden wir uns überlegen müssen, ob die Messe in diesem Jahr ohne uns stattfindet oder ob wir unsere Präsenz nicht reduzieren müssen.
Unter diesen Bedingungen machen wir jedenfalls nicht mit.
Wir erteilen der Frankfurter Buchmesse keine Absage. Sie hat zweifellos ihren Stellenwert. Das ist keine Frage. Aber wir wehren uns gegen die Entwicklung, die dieses Unternehmen nimmt.
Der bisherige Charakter der Frankfurter Buchmesse muss erhalten bleiben.
Unterstützen Sie diese Erklärung, ob Sie nun in den letzten Jahren Aussteller in Frankfurt waren oder es 2003 werden wollten.
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Wir werden alle, die diese Erklärung unterzeichnen, weiter informieren.
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