Rezension der Neuauflage der Chinesischen Flöte in: 
"Das neue China", 
Heft 4,  2001, 
Zeitschrift der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft Berlin e.V.
 
 
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Der Zauber chinesischer Lyrik


Hans Bethge: Die chinesische Flöte. 
Kelkheim: YinYang Media Verlag, 2001. 
132 S DM 24,80.

1907 erschien im Leipziger InseIverlag ein Bändchen mit Nachdichtungen chinesischer Gedichte von Hans Bethge. Der Autor empfindsamer Lyrik, der auch Novellen, Essays, Erzählungen und Dramen schrieb, war von der chinesischen Lyrik, die er in deutscher Übersetzung las, so verzaubert, dass er dem deutschsprachigen Kulturkreis die Schätze der orientalischen Dichtkunst vermitteln wollte. Obwohl er weder Chinesisch noch eine andere orientalische Sprache konnte, gelang es ihm durch sein Einfühlungsvermögen und seine 

Sensibilität, die rhythmische Musikalität und den Klang der chinesischen Lyrik in seinen Nachdichtungen einzufangen. Über seine erste Begegnung mit chinesischer Lyrik schrieb er: "Ich fühlte eine bang verschwebende Zartheit lyrischen Klanges, ich blickte in eine ganz von Bildern erfüllte Kunst der Worte, die hinableuchtete in die Schwermut und die Rätsel des Seins, ich fühlte ein feines lyrisches Erzittern, eine quellende Symbolik, etwas Zartes, Duftiges, Mondscheinhaftes, eine blumenhafte Grazie der Empfindung."
Die Autorin und Verlegerin Regina Berlinghof hat nun in dem noch jungen Verlag YinYang die Nachdichtungen Bethges als Nachdruck herausgebracht, wobei sie sich in Anordnung und Gestaltung an die Erstausgabe gehalten hat. So enthält das Bändchen auch das Geleitwort Hans Bethges, das einige Auskunft über seine Faszination für chinesische Lyrik vermittelt. Ergänzt wird "Die chinesische Flöte" durch Angaben zu Leben und Werk Bethges und einem Nachwort zur Neuherausgabe (20. Auflage).
Die Resonanz auf Bethges Nachdichtungen war so außerordentlich, dass seine Werke auch japanischer, arabischer und anderer orientalischer Lyrik immer wieder aufgelegt wurden. Auch der YinYang Verlag plant die Herausgabe weiterer Bände seiner Nachdichtungen (bis in das Jahr 2005), und im nächsten Jahr wird eine Biographie zu Leben und Werk Hans Bethges veröffentlicht werden. In Bethges zeitlos schönen Nachdichtungen sind der lyrische Zauber und die Musikalität chinesischer Poesie unverändert zu spüren. Und so ist der Herausgeberin zu danken und zu hoffen, dass viele Leser sich in dieser Ausgabe an der Schönheit klassischer chinesischer Dichtkunst erfreuen werden.

Dagmar Yu-Dembski, Berlin


© 2001 Das neue China

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