Reaktionen und Rezensionen zu
Regina Berlinghofs: Schrödingers Katharina oder Liebe am anderen Ende der Welt
 
 
 
 
 
http://www.kelkheimer-zeitung.de/aktuell/index.php?newsid=471
 
  Mit Handschellen im (geistigen) Gepäck in Arizonas heiße Wüste  22.8.2003
  Wenn der eiskalte Nordatlantik-Wind von der Packeisgrenze herüber die Dänemarkstraße in Islands frühere Vulkane reinfegt, wenn bei knapp vier Grad in dieser eisigen Norddrift ranke und schlanke Italienerinnen Handschuhe über die feinen Fingerchen streifen, dann muss man sich einfach an die Literatur im Urlaubsgepäck erinnern, bei deren Lektüre einem wieder richtig warm ums Herz wird. Weniger der Italienerinnen wegen, sondern als „Aufwärmer“.

Regina Berlingshofs neues Buch, eingebunden in rosarotem Cover, verziert mit einem blauen und einen roten Herz an einer Polizei-Handschelle auf dem Titel, dieses Buch entführt den Leser blitzschnell (geistig natürlich nur gesehen) vom Island-Gletscher in Arizonas Death Valley mit seinen 40, 50 Grad, mit einem Wirbel von Fantasie, Liebe, etwas Sex, Selbstironie, Selbstkritik – zu lesen in einem Rutsch – man muss nur Spaß an manchmal etwas verquerten Gedanken haben. 
Regina Berlinghof, seit Jahren in Kelkheim angesiedelt, inzwischen voll im Kelkheimer Kulturbetrieb verankert, ist Verlegerin. Hat dieses Buch „Schrödingers Katharina oder Liebe am anderen Ende der Welt“ in ihrem YinYang Media Verlag herausgebracht, nachdem sie „Mirjam“ geschrieben hatte und vorher schon das Buch „Würste, Liebe und Computer“ im eigenen Haus verlegte.
Nun muss man wissen, dass die Verlegerin und Schriftstellerin vor einiger Zeit in Los Angeles einen Camper auf die Straße brachte und über Wochen durch Arizona tourte, im Death Valley schwitzte, in Las Vegas Dollar-Luft schnupperte, um sich dann nachts unter dem klaren Sternenhimmel auf der blanken Erde in den Schlafsack zu rollen, um den Blick in die Glitzerwelt hochdroben in den nächtlichen Arizona-Himmel zu richten. 
Kam ihr da die Idee, einfach mal einen Verleger zu entführen, ihn zwischen den roten Felsen des Südwestens festzuhalten, „weich zu kochen“, bis er sich ihres neuesten Buches annahm? Wollte der Mann aus der Etage der arrivierten 68er ihr Buch nicht verlegen? Hatte sie nur schlechte Erfahrungen mit überheblichen Lektoren und Verlegern gemacht? Sie wird es sicherlich ihrem Publikum beantworten, wenn sie aus ihrem neuen Buch liest.
Selbstkritik und Selbstironie blitzen immer wieder auf, auch wenn sie die Romantik in die Hitze holt oder gar von der Quantentheorie spricht, von der kaum jemand eine Ahnung hat, für die sie aber literarisch gesehen eine Lanze bricht. „Mathematik und Physik liegen mir eben“.
Aber nicht nur das. Verblüffend die Einzelheiten, mit denen sie die Wüste beschreibt. Da kann man als Leser so manches Mal die roten Sandsteinfelsen gesehen haben, auch vielleicht die eine oder andere Eidechse und den verdorrten Wüstenstrauch – Regina Berlinghof serviert dem Leser noch ganz andere Einzelheiten. Und zwar in einer Handlung verpackt, die einen Schmunzeln lässt, denn man muss schon mit einiger Fantasie auf die Idee kommen, einen Verleger in Los Angeles (oder wo auch) zu kidnappen, ihn in die Wüste zu verschleppen und das Ganze dann wieder mit gedanklich gegensätzlichen Dialogen aufzudröseln. Wie, sei hier nicht verraten. 
Sie will die finanzielle Freiheit Bücher zu schreiben, er möchte wieder die Freiheit haben aus der Wüste heraus zu kommen, Bücher zu verlegen, auch über den Umweg mystischer Gestalten, die Regina Berlinghof vorbeiziehen lässt.
Als wir mit der Idee auftauchten, sie mit echten Handschellen zu fotografieren, zuckte sie zwar nicht richtig zurück, aber sie fragte doch besorgt, ob es denn zu den Handschellen auch einen Schlüssel gibt. Schließlich kann sich Fantasie auch mal vergaloppieren in der Wüste – und auch in Kelkheim. Als sie sicher war – immer noch den gekidnapten Verleger im „Hinterkopf“, kam das strahlende Lachen auf unserem Foto, garniert auch hier mit einem gehörigen Schuss Selbstironie.
(Regina Berlinghof: „Schrödingers Katharina oder Liebe am anderen Ende der Welt“. YinYang Media Verlag, ISBN 3-935727-08-9.)
 
Foto: Peter Hillebrecht, Kelkheimer Zeitung

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P.S. Ich habe Herrn Hillebrecht gefragt, was er mit meinen verquerten Gedanken meine. Hier seine Antwort und freundliche Genehmigung ("Im übrigen: Bedienen Sie sich!") zur Veröffentlichung::
DAs kann ich erklären -- vielleicht habe ich mich im Text etwas verquer
ausgedrückt. Ich meinte damit die Quantentheorie und die mathematischen Gedanken, die wie ich Ihnen ja schon andeutete, für meine Begriffe nicht in den sonst so flüssigen und amüsanten Ablauf des Buches passen.
Aber vielleicht stehe ich mit der Mathe-Note Fünf allein da..
Es grüsst Sie herzlich
Ihr ph