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"Die
Liebe sing ich nun"
Dichter Hafis kam in Liedern und Gedichten zu Wort GIESSEN (kjf). "Vernimm, dass ohne Lieb die Welt gar keinen Zauber hat." Es sind bedingungslose Liebeserklärungen, die der persische Dichter Hafis gereimt hat. Von 1326 bis 1390 lebte und dichtete der größte Poet Persiens in Schjras im heutigen Iran. Im internationalen "Literaturcafe im Gjeßener Zentrum für interkulturelle Bildung und Begegnung (Zibb) las Regina Berlinghof am Sonntagvormittag aus den Werken von Hafis. Mohammed Schams ed-Din, wie der Dichter eigentlich hieß war konservativen Islamisten schon zu Lebzeiten ein Dorn im Auge. In seinen Gedichten preist er nicht nur Allah und den Koran, sondern auch die Schönheit der Natur, die Liebe und den Wein. Den Ehrenamen Hafis, das heißt Bewahrer trug er, weil er den Koran auswendig konnte. Zu der Lesung, in der Berlinghof allerlei Interessantes über Hafis und seine Zeit zu den Gedichten erzählte, spielte der iranische Santur- Virtuose Ghodratolah Giahi eigene und traditionelle Kompositionen. Die Santur, auf den ersten Blick eine Verwandte der Zither, wird mit zwei Klöppeln geschlagen und ist eines der ältesten Instrumente der Welt. Vergleichbar etwa dem Vibrafon, ist sie Solo- und Begleitinstrument in einem, und mit Giahi spielte sie ein Meister dieses Instruments. "Ihr glaubt, das Leben sei zu kurz, ihr irrt", dichtete Hafis und fuhr fort, dass wer die wahre Liebe erfahren habe, sein Leben erfüllt habe. Als Verleger Cotta 1813 die gerade von Joseph von Hammer übersetzten Gedichte an Goethe sandte, war dieser so begeistert, dass er sich davon zu seinem "Westöstlichen Diwan" inspirieren ließ. "Im Orient gehört die
Dichtkunst schon immer zum festen Bestandteil der höheren Bildung",
so Berlinghof. Deshalb sei es auch nicht ungewöhnlich, dass zum Beispiel
Saddam Hussein Gedichte und Theaterstücke geschrieben habe. So erkläre
sich auch die ungewöhnlich große Popularität, die Lyrik,
anders als im Abendland, im Orient genieße. Noch heute sei es Tradition,
dass Liebende in den Diwan stechen und die getroffene Stella als Orakel
nehmen. Neben den wortgetreuen Übersetzungen Hammers hatte Berlinghof
auch die moderneren Nachdichtungen Hans Bethges im Gepäck, aus denen
sie ebenfalls ein paar Kostproben las. Als Herausgeberin hat Regina
Berlinghof sich des Diwans bereits vor ein paar Jahren angenommen,
und so sind die bezaubernden Verse in zwei Bänden in einer Faksimile-Ausgabe"
des alten Buches der Cotta’schen Verlagsanstalt im YinYang Media Verlag
erschienen.
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eMail: mail@regina-berlinghof.de |