Buchmesse Frankfurt 2003 - Rückblick |
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Halle
3.1, C 140
herzlich
willkommen!
die
Fans warten auf Daniel
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Buchmessen-Rückblick
Spät, aber niemals zu spät meine Impressionen von der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, die ich hauptsächlich als Ausstellerin erlebt habe. Als Schülerin und dann 30 Jahre lang als Leserin, seit Anfang der 90er Jahre als Schriftstellerin. Dieses Jahr zum fünften Mal in der Funktion als Verlegerin. Die Blickwinkel ändern sich. Nicht mehr auf der Suche nach besonderem Lesefutter bei kleinen und ausländischen Verlagen, deren Bücher man nie in Buchhandlungen sieht, sondern aufs Vorstellen des Verlagsprogramms und der neuen Titel ausgerichtet. Für die Lesesuche bleibt kaum noch Zeit. Organisation steht ganz oben. Prospekte und Werbezettel mit Gedicht- und Leseproben aktualisieren, drucken, falten, schneiden. Plakate der neuen Buchtitel drucken und laminieren lassen. Neue Stühle bei Ikea besorgen. Am Sonntag ohne großen Zeitdruck (vor allem bei freier Parkdauer auf dem Messegelände) die Scheinwerfer installiert, das Billyregal aufgebaut und die Plakate geklebt. Dieselben Nachbarn wie im Vorjahr – gegenüber die ersten bekannten Gesichter. Wir begrüßen uns freudig. Am Montag eine Überraschung und Freude: Der persische Weingroßhändler schenkt mir die Flaschen „Hafis“ und „Omar Khayyam“, die ich bei ihm kaufen wollte. Als er erfuhr, daß ich sie für Lesungen der Dichter brauchte, war es ihm eine Ehre, die persische Literatur auf seine Weise zu unterstützen! Großer Dank an dieser Stelle! (mehr zu persischem Wein bei http:// www.bourseauxvins.com). Er brachte sie mir sogar bis Wallau, wo ich bei Ikea die Stühle und Kleinigkeiten kaufte. Am Dienstag Lebensmittel und die Bücher eingeräumt. Der neue Fluter, den ich bei Aldi gekauft hatte, macht gleichmäßig hellstes Licht. Nur warm wird es in der Koje werden. Zum Glück bin ich in Halle 3.1, nahe der großen Fensterfront mit Türen, die sich auf den Balkon öffnen lassen. So kommt immer wieder frische Luft herein. Mittwoch – Beginn der Buchmesse. Ich habe erfolgreich Werbung für Nachdichtungen armenischer Lyrik von Hans Bethge gemacht. Am Morgen haben zwei Bände der „Armenischen Nachtigall“ bereits Abnehmer gefunden. Leider ohne zu bezahlen. Bevor die ersten Besucher kommen, noch Tee gekocht, Prospekte ausgelegt. Der erste Messetag ist meist der angenehmste. Die Zahl der Besucher ist noch überschaubar. Um zehn kommt eine Freundin zum Stand, so daß ich selbst losziehen kann. Das Plakat meines Romans „Mirjam. Maria Magdalena und Jesus“ wirkt immer wieder auf die Menschen. Sie bleiben stehen, schauen. Viele greifen interessiert nach dem Prospekt, manche wenden sich indigniert ab. Die Vorstellung, daß Jesus Maria Magdalena auch im Fleisch geliebt haben könnte, ist für sie immer noch ungeheuerlich. Aber es gibt keine Proteste. Das bringen nur amerikanische Fundamentalisten. Nächstes Jahr erscheint der Band als Taschenbuch. Zwei Journalisten wollen rezensieren. Die Autorin, ich, ist beglückt. Donnerstag: Es sind immer wieder Iraner, die sich über das Wiedersehen mit Hafis, Omar Khayyam und Sa’di aus der Sammlung der Orientalia freuen. Aber auch eine Inderin schaut vorbei, mit der ich wahrscheinlich ein neues Projekt angehen werde. In der Zeit, in der Uta den Stand betreut, kann ich rundgehen – suche Zeitschriften auf für Besprechungen der neuen Titel. Zum Teil positive Resonanz. Am Nachmittag signiert gegenüber Michaela Schaffrath, ex Gina Wild, Kalender. Der Andrang ist groß. Nicht nur Männer, die sich gerne mit der Neuschauspielerin fotografieren lassen. Freitag: Der erste Tag fürs allgemeine Publikum. Öffnung am Nachmittag. Halb zwei erneutes Gedränge gegenüber: für 16.00 ist Daniel Küblböck angesagt. Junge Mädchen, auch Frauen mittleren Alters stehen an. Als er um drei kommt, bricht die Hölle los. Die Fans verstopfen den ganzen Gang, stehen dicht bis in meine Koje, um nur einen Blick auf ihn zu werfen oder einen Schnappschuß zu erjagen. Sicherheitskräfte müssen kommen, sie versuchen, einen Durchgang freizuhalten. Es dauert, bis es klappt. Die Schlange der Fans füllt die Hälfte der Längsseite der riesigen Halle. Die Kojen dieser Verlage sind unzugänglich. Um 17.00 habe ich die erste Lesung am Stand angesetzt: Wein und Liebe. Die Verse des Hafis, Omar Khayyam und des Armeniers Nahabed Kutschak. Der Lärm der Fans ist ohrenbetäubend. Ich habe zwar Mikrophon und Lautsprecher dabei, aber die helfen nicht viel. Trotzdem lese ich weiter, eingedenk des Yin Yang Symbols der Vereinigung der Gegensätze. Dort Pop, hier mittelalterliche orientalische Liebeslyrik… Glücklicherweise harren ein paar Interessierte tatsächlich aus und bleiben zur anschließenden Weinprobe bei schönen Gesprächen. Der Wein schmeckte ausgezeichnet - und zeigte keinerlei unangenehme Begleiterscheinungen am nächsten Tag. Bis zu den folgenden Lesungen ist der Spuk gegenüber endlich vorbei. Am nächsten Morgen gibt es einen Kalender nach Wahl als Entschädigung für unsere Unbill… Die lange Öffnungszeit bis 20:30 schlaucht. Viele Besucher sind nicht mehr unterwegs. Alle Verlagsmitarbeiter ringsum sind gegen diese lange Öffnungszeit. Wir sind seit acht Uhr morgens am Stand und stehen und stehen… Samstag: Der ganze Tag ist Publikumstag. Also viele Prospekte und Werbezettel verteilen. So viele, wie noch nie. Dabei hatte ich dieses Jahr 300 Stück zusätzlich gedruckt. Gegen Abend sehe ich, daß ich fast alle ausgegeben habe. Also zuhause noch Nachtschicht – gedruckt und gefaltet. Zwei Uhr nachts fiel ich ins Bett. An diesem Tag wieder drei Lesungen, zwei von mir, eine von Uta Franck, die aus ihrem Märchenband „Der Prinz im Schaffell“ las. Ich wieder meine orientalischen Dichter mit Weinprobe und Lesung aus meinem neuen Roman „Schrödingers Katharina oder Liebe am anderen Ende der Welt“. Der Anfang mit der Entführung kommt immer gut an. Ich traue mich nicht, die quantenphysikalischen Passagen zu lesen. Vor allem Frauen schrecken immer noch vor solchen Themen zurück. Ich gehe am Mittag zu den Amerikanern – versuche, den Literaturagenten und Verleger John Brockman für das Buch zu interessieren. Ein Mann mit Sinn für neue Visionen und moderne Naturwissenschaften. Ich erwische eine Lektorin, die aufmerksam zuhört – aber mir bald ins Wort fällt: „We don’t publish fiction.“ Nur Sachbücher. Pech. Dabei: wieviel Schrott wird als Sachbuch auf den Markt gebracht! Sonntag: Wieder Publikumstag und eigene Lesungen. Autoren kommen zum Stand, fragen nach Publikationsmöglichkeiten. Sie erinnern mich an die Zeiten, als ich selbst nach Lektoren am Stand fragte. Viele sind völlig ahnungslos, welche Verlage für sie in Frage kommen könnten. Auch heute gab es wieder viele interessierte Zuhörer bei den Lesungen und gute Gespräche mit Besuchern. FreundInnen, ArbeitskollegInnen schauen am Stand vorbei, bleiben zur Lesung. Schön dieses Treffen in fremdem Ambiente. Ringsum finden Veranstaltungen statt, man hört das Beifallklatschen des Publikums. Ich bekomme fast gar nichts von der übrigen Messe mit – bin ganz auf den eigenen Stand konzentriert. Die nachgedruckten Prospekte werden reichen. Montag: letzter Buchmessetag. 13.00 ist Schluß. Zum ersten Mal darf offiziell verkauft werden. Ich habe nur zwei Bücher auf der Liste, die ich auch bekomme. F.W. Bernsteins Gedichte und ein Band über Quantenphysik bei Reclam. Vergessen habe ich die Musilbiographie von Karl Corino. Sie ist schweineteuer. (Ich habe sie mir heute gekauft. Wenn man sich schon den Arm gebrochen hat, darf man sich etwas Schönes zum Ausgleich leisten und lesen!) Die Kalender gegenüber werden belagert. Damit kann ich nicht mithalten. Aber eine gute Zahl Bücher konnte ich doch verkaufen – und Bestellungen zusätzlich gab’s auch. Der Abbau am Mittag geht schnell. Ärgerlich nur, daß wir mit den Autos erst nach 14.30 aufs Messegelände dürfen. Als ob man da Stunden stehen wollte… Abends noch ins Konzert in die Alte Oper – ein Berliozabend. Am nächsten morgen geht es wieder ins Büro zu Hotline, Schulungen und IT-Fragen…. |
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