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"Ich schreibe Verse, da
ich nichts anderes kann"
Biographie über
den Dichter Hans Bethge ist neu erschienen: Seine Nachdichtungen orientalischer
Lyrik sind lebendig
Soltau. "Heinrich Vogeler,
der Maler, Martha Vogeler, die Mutter, Hanna Schulze-Lange, das Fräulein,
Clara Rilke, die Bildhauerin, Hans Bethge, der Dichter, Bernhard Fritsch,
der Flieger, Carl Weidemeyer, der Malerlehrling, waren mit Frido Witte
zusammen in der Umgebung von Schneverdingen bis Lüneburg." So heißt
eine Notiz des Worpsweder Malers Weidemeyer im Gästebuch des Malers
Frido Witte unter dem Datum 17. bis 20. Juli 1913. Die meisten Namen sind
vielfach bekannt, einige Genannte haben mit Witte die Kahnfahrt von Lünzen
nach Worpswede unternommen. Wer aber war der Dichter Hans Bethge?
Der Neffe Eberhard G.
Bethge, inzwischen 85 Jahre alt, hat seine Biographie "Hans Bethge", die
zum erstenmal 1980 erschien, jetzt gründlich erweitert und korrigiert.
Während die frühen Gedichte und Erzählungen Bethges nahezu
vergessen sind, leben seine Nachdichtungen orientalischer Lyrik immer noch.
Mehr als 160 Komponisten haben bis heute die Übertragungen Bethges
aus dem Chinesischen, Japanischen, Persischen, Arabischen Türkischen,
Indischen, Armenischen aufgegriffen und vertont, darunter Gottfried von
Einem, Hanns Eisler, Arnold Schönberg, Richard Strauß, Anton
von Webern und Gustav Mahler, dessen "Lied von der Erde" auf Bethges "Chinesische
Flöte" zurückgreift.
Der Lyriker ist zwar
sprachlich begabt gewesen, er studierte Romanistik und sprach auch Spanisch.
Seine einfühlsamen Übertragungen aber gehen auf französische
Übersetzungen zurück. Bethge war mit vielen Schriftstellern und
Künstlern bekannt und befreundet, beispielsweise mit Heinrich Vogeler,
Friedrich Ahlers-Hestermann und Wilhelm Lehmbruck. 1904 veröffentlichte
er ein Buch über die Worpsweder Künstler.
Zu seinem 50. Geburtstag
schrieb Hans Bethge ein Selbstporträt, das neu in die dritte. Auflage
des Buches aufgenommen wurde. Darin äußert er sich auch über
seine Arbeitsweise: "Ich schreibe Verse, Erzählungen, Aufsätze,
da ich nichts anderes kann, hierüber verrinnt das Dasein. Ich schreibe
stockend, mit geringer Ausdauer, in kleinen Absätzen, intuitiv und
unmethodisch, meist ist es eine Qual. Am wohlsten fühle ich mich,
wenn ich faul auf dem Deck eines Schiffes liege ..."
Reisen lockten den Schriftsteller
immer wieder fort von seinem Wohnort Berlin, seine Reisen mit dem Freund
und Verleger Ernst Rathenau führten ihn nach Ägypten, worüber
er 1926 ein Buch publizierte. Wegen der Judenverfolgungen musste Rathenau
Deutschland verlassen, Hans Bethge zog nach Kirchheim unter Teck um der
Bombardierung Berlins zu entgehen. Dort starb er 1946. Die dritte Auflage
der Biographie enthält neu: "In Memoriam Hans Bethge" von Ernst Rathenau.
Im Mittelteil des Buches
führen Fotos durch das Leben Bethges, auch sie sind neu aufgenommen
worden. Eine weitere Ergänzung stellen die "Persönlichen Erinnerungen"
des Neffen und Autoren dar. Für 1941 berichtet dieser über das
Erscheinen des "Asiatischen Liebestempels", der mit indischen und persischen
Miniaturen illustriert war, die Professor Dr. Ernst Kühnel (Berlin),
der Freund Frido Wittes, dem Verlag zur Verfügung gestellt hatte.
Trotz der schlechten Zeiten hatte man Gold und Silber für die Wiedergabe
zur Verfügung gestellt.
Der YinYang Media Verlag,
der die Bethge-Biographie jetzt herausgebracht hat, bietet dem Leser eine
Neuauflage von Bethges Nachdichtungen orientalischer Lyrik an, die 2005
mit den „Pfirsichblüten aus China“ abgeschlossen sein soll.
Karl-Ludwig Barkhausen
Eberhard G. Bethge: Hans
Bethge – Leben und Werk (mit Bibliographie seiner Schriften, Arbeiten über
ihn und die Vertonung seiner Nachdichtungen), YinYang Media Verlag, 177
Seiten ISBN 3-9806799-9-3. 12,90 Euro.
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